Automobil

Da ist dieses Plakat. Ich sehe es immer, wenn ich von den Ziegelhöfen in die Neubadstrasse abbiege. Es hängt auch an der Bushaltestelle gegenüber der Kita, und beim Dreispitz habe ich es auch schon gesehen: „Die Skoda SUV Familie“. Die Sport Utility Vehicle, also Stadtgeländewagen, Kamiq, Karoq und Kodiaq. Mein Bruder hat einen Tiguan. Das ist eigentlich dasselbe wie ein Kodiaq, beide basieren auf dem modularen Querbaukasten des VW-Konzerns. Wie auch der Audi Q3 und der Seat Ateca. Hoch sitzen, gute Übersicht, Allrad für die eine Fahrt in den Schnee im Jahr oder für den Notfall, falls ein Rad im Wald beim Parkplatz über den Kies hinausgefahren ist und nun den Waldboden berührt. Sicher ist sicher. Mehr Gewicht ist auch sicher. Sicherer für die Insass*innen. Und wenn wir als Familie jetzt verantwortungsbewusst sein sollen – fragt sich noch gegenüber wem, wir nehmen mal uns als Familie – dann müssen wir auch so einen SUV kaufen. Nicht unbedingt vom modularen Querbaukasten, aber auch gross und schwer. Und wenn dann alle nachgezogen sind, kaufen wir uns einen noch grösseren und noch schwereren. Denn unsere Sicherheit ist uns wichtig, und Masse gewinnt. Der Wunsch nach Arterhaltung kann niemandem abgeschlagen werden. Die Fussgänger*innen und Fahrradfahrer*innen fragen wir nicht. 

Es ist nicht das Bild, das ich sehen möchte. Wenn alle Autos leicht wären, würden wir uns auch ein leichtes kaufen. Könnten wir hier nicht nochmals neu anfangen? Könnte ein Auto für eine Familie nicht auch nur 100 Kilogramm schwer sein? Wie könnte so eine Annäherung an das Auto von unten aussehen? Könnten wir dafür die Kategorie Elektrofahrrad bis an die Grenzen ausreizen? Könnten wir uns so ein Auto dann selber bauen? Und wenn wir es haben, würden es dann vielleicht viele nachbauen? Vielleicht gäbe es dann Fahrspuren für leichte Autos? Vielleicht wären wir dann nicht nur uns, sondern auch anderen gegenüber verantwortungsbewusst? Vielleicht könnte das der Anfang einer Geschichte sein, die dann von anderen weitergesponnen wird?